Die Frau in der Geschichte


 

 

Eine Diskussion über weibliches Erzählen und den weiblichen Blick und wie man als Autorin und Autor damit umgeht.

Geschichte wird erzählt, aber von wem und wie? Männer und Frauen erleben Geschichte auf verschiedene Weisen, die Machtverhältnisse bestimmen die Sprache und die Perspektive. Wie wirkt sich das auf die Literatur aus?

Darüber sprechen Karen Köhler und Feridun Zaimoglu, die sich in ihren Romanen „Miroloi“ und „Die Geschichte der Frau“ mit diesem Thema auseinandergesetzt haben. Die Veranstaltung findet statt auf Einladung der Altonaer Buchhandlung Zwei-Eins-Drei statt und wird moderiert von Annemarie Stoltenberg. 

In ihrem vieldiskutierten Roman „Miroloi“ beschreibt die Hamburger Autorin Karen Köhler eine abgeschottete patriarchalische Gesellschaft, in der ein Mädchen zur Frau heranwächst und sich den althergebrachten Regeln verweigert. Sie tut Dinge, die ihr verboten sind, beginnt zu lesen, stellt Fragen und lehnt sich damit gegen die als ewig gedachte Herrschaft der Männer auf. Was passiert, wenn eine Einzelne, sich gegen die Strukturen der Gemeinschaft, in der sie lebt, auflehnt? Was bedeutet es, „Freiheit“ aus weiblicher Sicht und wie erzählt man davon? Karen Köhler hat eine sehr eigenwillige Erzählweise und eine besondere Sprache gefunden, um diese Frage zu erkunden. Nicht wenige Kritiker, vor allem Männer, haben dies als Provokation empfunden. 

Der Kieler Schriftsteller Feridun Zaimoglu hat mit „Die Geschichte der Frau“ eine Menschheitserzählung geschrieben, in der die Perspektive der Frau eingenommen wird. Zehn Frauen legen ihre Sicht dar, angefangen bei Zippora, der Frau von Moses, über die als Hexe verbrannte Prista Frübottin, bis hin zur Gastarbeiterin Leyla in West-Berlin. Die Protagonistinnen, die mal der Mythologie, mal der realen Geschichte entlehnt sind, schildern das Erlebte in anderen Worten und auf andere Art als es einer „offiziellen“ männliche Ausdrucksweise entsprechen würde. Mancher Rezensent und manche Rezensentin schienen mit der sprachlichen Gestaltung seine/ihre Schwierigkeiten zu haben. 

Wie erzählt man also von Frauen, über Frauen? Anders als von Männern und über Männer? Gibt es nicht nur im gesellschaftlichen Alltag, sondern auch in der Literatur eine männliche und eine weibliche Sprache, eine männliche und eine weibliche Erzählweise? Wo könnten die Unterschiede liegen? Und wie schauen eine Autorin und ein Autor auf die Herausforderung, „die Frau“ in einer Männerwelt zu Wort kommen zu lassen, und ihren Protagonistinnen eine eigene Sichtweise zu ermöglichen?

Karen Köhler, geboren 1974, lebt als Schriftstellerin und Dramatikerin in Hamburg. Sie machte mit Theaterstücken wie „Pornorama. Ein Männermärchen“ und „ER. SIE. ES“ und dem Erzählungsband „Wir haben Raketen geangelt“ auf sich aufmerksam, bevor ihr erster Roman „Miroloi“ im Feuilleton heiß diskutiert wurde.

Feridun Zaimoglu, geboren 1964, lebt als Schriftsteller in Kiel. Für seine Romane, Erzählungen und Theaterstücke, darunter „Kanack Sprack“, „Leyla“, „Hinterland“ und „Isabel“ wurde er mit zahlreichen bedeutenden Literaturpreisen ausgezeichnet. Seine Werke wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt.

Annemarie Stoltenberg, geboren 1957, lebt als Autorin und Literaturkritikerin in Hamburg. Als Kennerin der deutschen Literaturszene hat sie zahlreiche Kritiken, Beiträge und Features für NDR-Hörfunk und -Fernsehen verfasst, als Redakteurin und Reporterin gearbeitet und viele Veranstaltungen zur Literatur moderiert.

Der Zutritt zur Veranstaltung wird nur nach Vorlage eines Impfnachweises oder eines Genesenennachweises gewährt (2G-Regel).

 

Gefördert im Rahmen von „Neustart Kultur“ der Bundesregierung und durch den Deutschen Literaturfonds - in Kooperation mit dem PEN-Zentrum Deutschland und der Buchhandlung ZweiEinsDrei.


Beginn
19.11.2021 - 20:00
Ende
19.11.2021 - 21:30
Wo?
Großer Saal
Mehr Infos gibt:
kristinatimmermann@haus-drei.de
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